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por Berlino kaj Brandenburgio

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Franzensbad

Leute, ich schwöre es Euch! Ich habe es nicht gewollt!

franzensbad 1914

Das Denkmal bei seiner Einweihung

Aber der Hechtl in Franzensbad hat einfach nicht locker gelassen. Nun steht das Trumm also in Franzensbad im Kurpark. Der Hechtl ist ein richtiger Nervtyp. Er hat alles von langer Hand eingefädelt. Schon letztes Jahr hat er sich in Graz damit durchgesetzt, daß 1914 der österreichische Esperanto-Kongress bei ihm in Franzensbad stattfindet.

Er hat den Stadtrat dazu gebracht 4.000 Kronen dafür locker zu machen. Das war die Hälfte der Baukosten. Und die Stadt stellte kostenlos den Grund zur Verfügung und wollte sich aus künftig um das Denkmal kümmern Ich sage jetzt nicht wer dazu gemeint, daß man mit der Knete lieber mir eine schöne Kur in Franzensbad hätte finanzieren können. Mein Arzt hat gemeint, wenn ich weiter so paffe, gibt er mir allenfalls noch drei Jahre.

Es hat schon etwas phallisches an sich, das Denkmal und ist vollgepackt mit Allegorien. Der Germana Esperantisto erläutert, daß sich auf einem fünfeckigen Sockel aus bayerischen Muschelkalk fünf Frauenfiguren erheben, die die fünf Kontinente symbolisieren sollen. Sie halten Blumenranken als Symbol des Esperanto in den Händen. Über allem thront eine Erdkugel aus patinierter Bronze, die dadurch grün gefärbt ist. An den Seiten sind Bronzetafeln angebracht. Auf einer steht »Per Esperanto al Paco, Harmonio, Laboro kaj Dio!«» auf einer anderen ist mein edles Antlitz mit der Erklärung »Dro Zamenhof, aŭtoro de Esperanto« zu sehen, was ja nicht direkt falsch ist. Schließlich sind auch die Namen aller angebracht, die durch eine finanzielle Zuwendung zur Realisierung beigetragen haben. Hechtl hat dazu »Bausteine« verkauft und jetzt vertreibt er Postkarten, zwei von dem Dankmal und eine von sich selbst, der Hund.

Die Gestaltung war dem Bildhauer Karl Wilfert jun. aus Eger übertragen worden, der als neuer Star gilt. Er hat in Franzenbad schon einige hübsche Objekte gestaltet. Etwa den Brunnen zu Ehren von Johann-Wolfgang von Goethe, der im Gegensatz zu mir schon in Franzensbad weilte, und ein Denkmal für die Kaiserin Elisabeth. Aber das ist 10 Jahre her.

Jetzt hat er einen Kitsch und Pomp abgeliefert, der wohl nur Esperantisten entzückt. Ebenso pompös war die Enthüllung des Werks an Pfingsten, das 1914 auf letzte Maiwoche fiel. Nachdem der Jakob Hechtl eine flammende Rede gehalten hatte, fiel das Tuch und die Kurkapelle intonierte die Esperanto-Hymne. Dann ergriff der Bürgermeister das Wort und versprach das Denkmal in die Obhut der Stadt zu übernehmen. Schließlich gab es einen festliche Hymne vom »Liederkranz« und das »Falkensteiner Quartett« sang Esperanto-Lieder.

Dann ging es zum Feiern ins Kurhaus und abends wurde der Park samt Denkmal festlich illuminiert.

Das beste, was man über dieses Event sagen kann, ist vermutlich daß sich nach Meinung von Prof. August Pittel aus Prag in Franzensbad Deutsche und Tschechen gut vertragen hätten. Das ist ja auch unter Esperantisten alles andere als selbstverständlich. Obwohl sie im gleichen Land leben, haben Deutsche und Tschechen jeweils ihren eigenen Verband und ihre eigene Zeitschrift. Und die Ungarn machen auch einen auf Eigenständigkeit und haben an Pfingsten ihrer eigenen Esperanto-Kongress in Szeged abgehalten.

Diese nationalistische Eigenbrötlerei wird uns noch in die Katastrophe treiben. Es stimmt mich auch nicht gerade optimistisch, daß Hechtl, wie die revuo »Esperanto« in ihrer Nummer 11 auf Seite 171 berichtet, ausdrücklich eine Delegation des Kriegsministeriums begrüßt hat, darunter Oberst Engl, Oberst Röhr und weitere Offiziere. In diesem Bericht ist zwar von 350 Teilnehmern die Rede, davon allein 200 beim Bankett, aber kein Hinweis auf Tschechen. 1915 soll der österreichische Esperanto-Kongress in Preßburg stattfinden, wenn alles gut geht.

  • Das Dankmal wurde 1938 bei der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Wehrmacht zerstört. Die letzte Spur sind knapp 20 kg Bronze, die 1939 von der Stadt als Rüstungsreserve abgeliefert wurden. 1991 wurde eine wesentlich bescheidenere Gedenktafel von der Esperanto-Gruppe in Pardubice angebracht.

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